Nach einer kurzen Begrüßung durch Daniela Karlowski vom HMSI fanden drei thematische Blöcke statt. Runde 1 konnten die Teilnehmenden im Vorfeld in ihren Projekten mit ihren Fachkräften vorbereiten. Ihr Auftrag war es, sich und ihr Projekt anhand eines Gegenstandes vorzustellen. So brachten die Jugendlichen des Jugendclubs Gießen bzw. einem Teilprojekt der LAG Soziale Brennpunkte ein Mikrofon mit, das stellvertretend für den Partyraum stand, der im Treff eingerichtet und gestaltet wurde. Eine Party war auch Ausgangspunkt im Projekt des BSJ: die mitgebrachte Halloweendeko symbolisierte die aktuellen Planungsprozesse für eine Halloweenparty. Der Jugendbeirat Dietzenbach hatte hingegen einen Fußball für das kürzlich veranstaltete Fußballturnier dabei.
In Runde 2 folgte ein World-Café. In drei Runden sollten sich die Jugendlichen über Möglichkeiten für Jugendliche in ihren Wohnorten bzw. Stadtteilen austauschen. Zunächst ging es darum, wie sie ihre Freizeit verbringen (können), anschließend, was ihnen bei sich fehlt und abschließend, welchen Beitrag das Projekt, in dem sie aktiv sind, für sie dabei spielt.
Derzeit verbringen die Jugendlichen ihre freie Zeit in den Einrichtungen der Projekte, machen Sport und treffen sich oft draußen oder im öffentlichen Raum. Dabei sind sie allerdings abhängig vom Wetter. Wenn sie sich in Innenräumen treffen wollen, so müssten sie dazu oft essen gehen, da je nach Ort keine Treffpunkte außerhalb von Konsumzwang vorhanden seien. Die Jugendlichen weichen deshalb auch auf Supermärkte oder Einkaufszentren aus, was vor Ort leider auch nicht gern gesehen ist. Vor allem in den ländlichen Gebieten fehlt es oft an einer guten Anbindung des öffentlichen Nahverkehrs in nächstgrößere Städte, was das Freizeitleben teils stark beeinträchtigt. Etwas mehr Auswahl an Freizeitgestaltungsmöglichkeiten im Ort „wäre nett“, so eine Teilnehmerin. Insgesamt wurde über alle drei Jugendprojekte hinweg vor allem das Fehlen von Räumen, aber auch von Sitzmöglichkeiten im Freien zum Treffen mit Freund*innen problematisiert. Oft haben sie im öffentlichen Raum das Gefühl, nicht willkommen zu sein oder gar zu stören.
Bezug auf die Bedürfnisse der Jugendlichen an den verschiedenen Orten wird aus Sicht der Jugendlichen von den Projekten auf unterschiedliche Weise genommen. So berichteten die Jugendlichen des Beirats Dietzenbach vom schwierigen Kampf um einen Jugendtreff, der das Bedürfnis nach einem Treffpunkt angeht. Obwohl es Gelder gäbe, gestaltete sich die Suche bislang vor allem deshalb als schwierig, weil es bei geeigneten Räumlichkeiten Einwände durch Nachbarn gab. Sie veranstalteten neben der Suche nach einem Treff aber auch ein Fußballturnier, einen Anti-Mobbing-Tag und einen Workshop zum Thema Hate-Speech um verschiedene Problemfelder zu adressieren und entsprechende Angebote zum Austausch zu schaffen. Das Projekt des BSJ in Steffenberg bietet vor allem eine Möglichkeit und einen Raum zur Freizeitgestaltung, woran es den Jugendlichen im ländlichen Raum besonders fehlt. So können Sie etwas gemeinsam in einer Gruppe erleben, Freundschaften schließen und auch außerhalb ihrer Gemeinde und auf Reisen etwas erleben. Im Jugendclub Gießen liegt ein Schwerpunkt auf der Adressierung jüngerer Jugendliche, denen die Angebote bekannter gemacht werden sollen, aber auch neue Ideen verwirklicht werden können. Insbesondere das aktuelle Projekt zur Gestaltung des Partyraums ist den Jugendlichen wichtig, um nicht nur für Hausaufgabenbetreuung in die Einrichtung zu kommen, sondern um mehr Zeit mit Freund*innen verbringen zu können.
Abschluss fand die World-Café-Diskussion in Wünschen, die die Jugendlichen an die Politik formulierten. Sie wollten noch einmal deutlich hervorheben, dass Jugendarbeit wichtig ist, und dass Handlungsbedarf besteht. Die Jugendlichen wünschen sich, dass ihrer Altersgruppe mehr Vertrauen entgegengebracht und ihre Interessen anerkannt werden. Außerdem wurde der Wunsch nach mehr Personal formuliert, damit die Einrichtungen auch am Wochenende als Treffpunkt für Jugendliche zugänglich sein können.
Beendet wurde das Online-Jugendtreffen mit einem Memes-Contest. Die Jugendlichen hatten kurz Zeit, sich einen Aspekt ihrer Tätigkeit in dem Projekt auszusuchen und diesen dann in einem Meme umzusetzen. Dabei erstreckte sich das Spektrum von der Herausforderung eine Balance zwischen Schule und Engagement zu finden über Ziele in der Zukunft bis zu den Aspekten, die ihnen an den Projekten sehr gut gefallen.
Nach zwei Stunden Online-Austausch waren alle erschöpft, aber alle hatten einen spannenden Austausch und die Forscher*innen haben viel gelernt.